Zum Buch:
Auch per mutuum colloquium et consolationem fratrum, durch das wechselseitige Gespräch und den Trost der Brüder, ereigne sich der befreiende Zuspruch des Gotteswortes – mit dieser Überzeugung hat Martin Luther das geschwisterliche Gespräch in der Gemeinde neben die Verkündigung des Evangeliums in Predigt und Sakrament gestellt. Auf den Spuren einer solchen Theologie des Gesprächs bewegen sich die in diesem Band versammelten Aufsätze und Vorträge, Predigten und Predigtmeditationen.
Sie inszenieren und reflektieren nicht nur zwischenmenschliche Gespräche in lebensverbindlichen Beziehungen, sondern auch leidenschaftliche Unterredungen zwischen Gott und Mensch und denken der Grundlegung menschlicher Sozialität in der inneren Lebendigkeit des dreieinigen Gottes, der »geselligen Gottheit« (Kurt Marti), nach. Es sind verwegene Gespräche, in denen alles zu sagen nicht nur möglich, sondern geradezu geboten erscheint: »Rede also, was dir lieb ist«, wie es der Praxis der Parrhesia, des freimütigen, unerschrockenen Gesprächs entspricht. Kommt Gehöriges wie Unerhörtes zur Sprache, wird die konstitutive Bedeutung des Hörens für jede gelingende Kommunikation sichtbar.
Sachgemäß steht am Anfang der Texte eine Dialogvorlesung, und bereits das Cover stimmt mit der Konfiguration zwischen der Formel Luthers und einem Bild Wassily Kandinskys auf die Wechsel- und Widerworte der mutua colloquia ein.
Die Autorin:
Magdalene L. Frettlöh, Dr. theol., Jahrgang 1959, ist Professorin für Systematische Theologie mit Schwerpunkt Dogmatik und Religionsphilosophie an der Theologischen Fakultät der Universität Bern.