Die Thematik des ungewollten Schwangerschaftsverlusts hat in den letzten Jahren einen enormen Zuwachs an öffentlicher und medialer Aufmerksamkeit erhalten. Doch feministische Stimmen zum Verlustereignis sind rar. Eine wissenschaftliche – und insbesondere eine theologische – Forschung scheint automatisch verdächtig zu sein, gegen das Selbstbestimmungsrecht von Frauen zu argumentieren. Das Projekt untersucht die Sprach- und Deutungspraxen, wie ein Verlust während der Schwangerschaft adressiert wird. Dabei liegt der Fokus dieses Projekts auf einer feministisch-theologischen Perspektive.
Das Ungeborene ist durch den modernen Blick und die technischen Möglichkeiten der medizinischen Diagnostik wie nie zuvor öffentlich sichtbar gemacht geworden. Umgekehrt ereignet sich der Verlust nicht nur in der frühen Schwangerschaft oft unsichtbar. Der Versuch, einen objektiven Blick auf Schwangerschaftsverlust zu erhalten, wird hingegen an eine bestimmte Auffassung vom pränatalen Leben geknüpft. Das hat zur Folge, dass mithilfe kultureller Konstruktionen eine biopolitische Regulierung von Schwangerschaft angestrebt wird.
Kann es demnach überhaupt einen feministischen Ansatz zu Schwangerschaftsverlust geben? Oder müssen sich Theologen und Theologinnen damit abfinden, dass ein gendersensibler Ansatz ein Paradoxon bleibt?
Mit diesem systematisch-theologischen Entwurf möchte die Forscherin einen Beitrag leisten zu einer gendersensiblen Theologie, welche eine ernstzunehmende Gesprächspartnerin darstellt innerhalb einer Wissenspraxis zu Schwangerschaftsverlust und für den interdisziplinären Wissenschafts-Diskurs.
Die Forschungsarbeit wird gefördert im Rahmen des Berner SNF-Projekts "Tod und Gender". Begleitet wird die Arbeit von Prof. Dr. Magdalene Frettlöh und Prof. Dr. David Plüss.